Teil 1: Anreise und erster Tag
 
Dienstag, 27.02.2001

Die Abreise hatten wir für den Abend angesetzt, da wir die erste Fähre in der Frühe nehmen wollten. Ursprünglich wollten wir zu viert fahren, das heißt drei Leute waren sicher und wir wollten noch jemanden mitnehmen, um Kosten zu sparen. Wir waren dann beim Packen sehr froh, dass keiner wollte. Schon als das Gepäck von zwei Leuten im Auto war (und Jutta noch nicht eingetroffen) waren der vierte und fünfte Sitzplatz belegt, obwohl wir mit meinem Kombi gefahren sind. Die Fahrt verlief dann sehr ruhig, selbst in NRW. Belgien ist in der Nacht erfahrungsgemäß tot und alles war sehr gemütlich.

 
Mittwoch, 28.02.2001

In Calais haben wir dann Hin- und Rückfahrt gebucht, den Wagen vollgetankt und insgesamt noch gut eineinhalb Stunden Aufenthalt. Kurz vor sechs waren wir dann auf dem Schiff und sind bei ruhiger Fahrt in Richtung Dover geschippert. Als alter Rainbow-Reisender sind wir übrigens mit P&O Stena gefahren (darauf komme ich dann bei der Rückfahrt noch mal zurück).

Dover/Kent = England = Linksverkehr. Zitter, bibber. Aber man macht sich vorher in die Hose, obwohl es recht einfach ist - nur beim Ausscheren auf die Überholspur muss man den Kopf weiter drehen. War das Wetter auf dem Kontinent noch knapp fünf Grad und trocken, so wurde das Inselwetter seinem Ruf gerecht: Regen und Schnee. Schlechte Sicht. Das war die eigentliche Schwierigkeit. Dazu viele Baustellen. Man schlägt sich halt so durch. Mit Berufsverkehr war zu rechnen. Aber die M25 (der Autobahnring um London) hat uns 90 Minuten gekostet, incl. Themse-Unterquerung (Dartford Tunnel) und viel Stillstand.

Was danach kam, war zu erwarten: M1 Richtung Norden, je weiter wir uns von London entfernt haben, desto leerer wurde es. Nur immer wieder zwischendurch sichtraubende Regenschauer. Da alle ein Einheitstempo fahren dürfen, kommt man gut durch. Bei Nottingham habe ich unser Hotel genau neben der Autobahn gesehen, das war mir im August gar nicht so bewusst.

Um Viertel vor zwölf dann die beschriebene Autobahnausfahrt erreicht. Die Beschreibung durch die Stadt war perfekt: Immer der Hauptstraße folgen, die nur ihren Namen mehrmals ändert. Leider kann man in die Straße, wo wir hin mussten, nicht direkt hineinfahren. Ich bin Rechtsabbiegen gewohnt. Wirklich. Blinker setzen und Lenker rumreißen. Doch leider gibt es in England bei diesem Vorgehen Ärger mit dem Gegenverkehr... Kurz danach habe ich das Auto erst mal für fünf Tage geparkt.

Schnee in England, Scheiben beschlagen und wir mussten noch auf Mirco warten. Um halb zwei war er dann endlich da. Er hatte uns nicht zu viel versprochen: Einen vierten Gast hätte er gar nicht unterbringen können. Sein Zimmer ist klein und ich hatte mein Luftbett "Neue Wolke" dabei, was ein Drittel des Raumes ausgefüllt hat. Egal, erst mal alles aus dem Auto raus und ins Zimmerchen. Gut, dass eine Etage höher eine fünf Meter lange und zwei Meter breite Küche (für zwischenzeitlich zehn Leute) gewartet hat. Diese Studenten-Zwangs-WGs sind für fünf ausgelegt, jeder hat ein winziges Zimmerchen (unser Wohnzimmerteppich ist ähnlich groß), auf der Toilette kann man sich mit Mühe drehen und die Dusche ist einfach nur eng. Ergo: Gemütlich, aber ich hätte es kein halbes Jahr ausgehalten.

Nach kurzer Erholung sind wir dann erstmals in Richtung Innenstadt gelaufen zwecks Essen und Einkauf (Fleischregale randvoll, bitte merken!). Das Bild der Stadt hat sich hier schon geprägt: Sheffield hat sehr viel zu bieten, ist kurzweilig, lebenswert, typisch englisch und typisch mittlere Großstadt, aber für reine Touris nicht erschlossen. Wir sind noch ein bisschen Spazieren gegangen, um die Umgebung zu erkunden und haben dann die Einkäufe in die Wohnung gebracht.

Damit wir britische Kultur kennen lernen, hat Mirco entschieden, dass wir bis zur "last order" ins Pub gehen müssen. Auf diese Art habe ich dann mein erstes komplettes Rugby-Match verfolgen können... Länger als Sperrstunde hätte es auch keiner ausgehalten, die Fahrt hatte sich doch bemerkbar gemacht.

A propos Kultur: Die WG war gemischt, drei Deutsche, ein Finne und ein Australier. In Australien gibt es das Trinkspiel "Power Hour", dessen genauen Ablauf mir Mirco nochmals erläutert hat, nachdem er selbst wieder aus Sheffield zurück war. Man nehme ein Blatt Papier, einen Stift, eine größere Menge Strong Cider und pro Teilnehmer ein großes Schnapsglas. Man starte die Uhr. In jeder Minute ist ein Glas Cider zu trinken. Einen Sieger gibt es bei diesem Spiel in der Regel nicht, es geht meist unentschieden aus.

Der Finne und der Aussie sind auf die Idee gekommen, auf 100 weiterzuspielen. Was leider zur Folge hatte, dass man die Toilette nur aufsuchen konnte, wenn man die Nase zuhielt. Es war Mittwoch und die Putzfrau kommt jeden Freitag...

 
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Erstellt am: 07.07.2002
Letzte Änderung: 11.08.2004