Teil 2: Castleton/Peak District
 
Donnerstag, 01.03.2001

Sheffield, das Winter-Wunderland. Den Vormittag haben wir gemütlich angehen lassen, in Ruhe gefrühstückt, ein paar Wege erledigt. Da wir auch mal ein wenig vom Umland sehen wollten, sind wir quer durch die Stadt zu einer Bushaltestelle gelaufen, von der aus man in den Peak District-Nationalpark gelangen kann (das Auto wollte ich möglichst nicht bewegen). Gelangen kann. Eine geschlagene Dreiviertelstunde standen wir da nun in der Sonne, aber auch in der Kälte, bis es endlich soweit war.

Unser Ziel hieß Castleton, eine Ortschaft in der Mitte des Nichts, aber nach Aussage vieler englischer Studenten der interessanteste Ort. Die Bergzüge rund um den Ort sind von Höhlen durchzogen und über dem Dorf thront ein normannisches Schloss, Peverel Castle, erbaut vom Sohn Wilhelms des Eroberers. Und zu unserem Erstaunen: Castleton ist touristisch sehr gut erschlossen mit Pubs, Souvenirlädchen, Händlern für Outdoor-Bedarf.

Weithin sichtbar zog es uns zunächst zum Schloss. Doch leider, leider, leider: Die Maul- und Klauenseuche grassierte ja schon und viele Fußwege waren aus diesem Grund geschlossen. Auch derjenige, der bergauf zum Schloss führt. Dabei weiden dort keine Klauentiere. Aber zumindest wieder eine neue Vokabel gelernt: Foot And Mouth Disease (FMD).

Dann also lieber zu einer der Höhlen. Die erste, die wir aufgesucht haben war wohl früher von Seilmachern bewohnt, ist aber im Winter geschlossen. Nach einem ausführlichen Picknick haben wir uns also entschlossen, eine der Höhlen außerhalb des Ortes aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin - über freies Feld - waren wir doch sehr verwundert: Schafe lagen gemütlich auf ihren Weiden, so als ob die Kunde über MKS die Ortsgrenzen nicht passiert hätte.

Irritierend ist uns dort aufgefallen, dass die Schafe mit verschiedenen Farben gekennzeichnet waren!?! Nun gut, die Engländer wissen, was sie tun...

Speedwell Cavern ist eine alte Blei-Mine. Um dorthin zu gelangen, steigt man vom Kassenhäuschen aus 105 Stufen hinab in die Tiefe, über kleine und glitschige Stufen. Man besteigt dort ein Boot und wird einen langen Gang entlang durch die Dunkelheit geschippert. Der Bootsführer hält den Besucher unterdessen mit Geschichten über die Mine, die Bergleute und sein armes, kärgliches Leben in der Dunkelheit bei Laune.

Am Ende des Ganges angekommen, verlässt man das Boot und gelangt so in die Halle der Bottomless Pit. Diese heißt so, weil dort die Bergarbeiter jahrzehntelang ihre Abfälle hineingeschüttet haben, ohne dass sich der Wasserstand veränderte oder die Grube voll wurde. Nun ja, heute ist sie nur noch zehn Meter tief. Durchgefroren kamen wir irgendwann nach einer guten Stunde wieder ans Tageslicht.

Da ein entlegenes Dorf nur selten vom richtigen Bus angefahren wird (auch wenn viele dort durchkommen[!]), sind wir noch ein paar Meter über die Felder gewandert, bevor wir wieder zum Dorf zurückgekehrt sind. An der Haltestelle mussten wir feststellen, dass noch über eine Stunde Zeit war. Also nächstes Picknick und Erkundung der 700-Seelen-Metropole. Weil dann immer noch Zeit war und es inzwischen wieder angefangen hatte zu schneien, haben wir uns noch in ein Pub gesetzt.

Drei Ale für uns und eine heiße Schokolade für unsere Dame. Ihr glaubt nicht, wie sich der Zapfmeister über diese Bestellung gefreut hat!!! Heiße Schoki gibt es nicht, aber die Bestellung ist gleich auf einer Strichliste gelandet. Das Personal wollte den Boss überreden, eine Maschine, die heiße Schokolade und andere Leckereien produzieren kann, anzuschaffen. Nun gut, um halb fünf fuhr schließlich der Bus.

Im Schneetreiben sind wir dann zurück zur Wohnung gelaufen. Das ist nicht angenehm, wenn man glatte Sohlen hat und durch eine hügelige Stadt wie Sheffield läuft. Die Wohnung ist perfekt gelegen: Egal, von wo man kommt, der Weg führt immer am Supermarkt vorbei, wo wir an diesem Abend das letzte Hackfleisch ergattert haben, um uns Chili kochen zu können.

Wir haben an dem Tag auch die Freundin des Finnen (der sich nicht mehr an den Vorabend erinnern konnte) kennen gelernt, die irgendwo bei London ein Semester verbringt. Unser Gespräch haben wir später in ein Pub ganz in der Nähe der Wohnung verlegt, wo donnerstags immer ein Kneipenquiz stattfindet, beim dem man ein paar Liter Bier gewinnen kann.

Es werden 30 Fragen aus allen Wissensgebieten gestellt, die teilweise konkret gestellt, teilweise blumig umschrieben sind. Besonders schwer für Ausländer sind dabei die Bereiche Politik, Sportgeschichte und Fernsehen (hier ist die Antwort überwiegend "Coronation Street" *g*). Irgendwie haben wir es fertig gebracht als deutsch-finnisches Team 16 richtige Antworten zu finden. Wir konnten sogar eine Fernseh- und eine Sportfrage richtig beantworten... Nun ja, die Sieger hatten als Gesamtpunktzahl 26. Da gab es für uns nicht mal einen Bierdeckel als Trostpreis.

 
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Erstellt am: 07.07.2002
Letzte Änderung: 11.08.2004