Teil 5: Zurück aufs Festland
 
Sonntag, 04.03.2001
Was soll ich noch sagen? Dank des Formel-1-Rennens hat die Nacht später begonnen und später aufgehört. Es lohnt sich außerdem (aus Sicht der anderen) nicht mehr, noch etwas zu unternehmen. Wir stehen ja unter keinerlei Zeitdruck - fast. Die Fähre verlässt Dover um 21:45 Uhr GMT. Fünf Stunden planen wir zur Sicherheit für die Strecke ein. Nach dem Aufstehen bleiben uns noch gute fünf Stunden, um letzte Vorräte für die Fahrt zu besorgen, die Bude zu räumen und das Auto zu beladen.

Nach dem Brunch räumen wir zunächst das Schlachtfeld (Mircos Zimmer) einigermaßen auf. Man kann sich jetzt wieder frei bewegen. Anschließend geht es zum letzten Shopping (jedenfalls was Sheffield betrifft). Die Vorräte wollen gut gewählt sein, denn alles Frische muss bis Dover wegen MKS gegessen sein und auf dem Kontinent wollen wir schließlich auch noch etwas essen.

Auf dem Rückweg besorgen wir uns noch die letzte warme Mahlzeit. Ich habe mich beinahe drei England-Aufenthalte lang geweigert Fish & Chips zu essen. Heute ist es für mich die Premiere, irgendwann muss es ja mal so weit sein. Mit ein paar Sößchen verfeinert, hat sich das Ganze bis zu Mircos Bude in ein schwer definierbares Etwas, eine Art Kartoffelbrei mit Fischeinlage verwandelt. Egal, mein Magen ist hart im Nehmen.

Freundlicherweise waschen wir noch auf und tragen den Müll raus, bevor wir unser Gepäck im Auto verstauen. Ich liebe meinen Kombi. Der Kofferraum ist randvoll und ich habe immer noch Sicht nach hinten. Ach ja, um nach Dover zu kommen, braucht man Benzin. So gegen drei oder halb vier machen wir uns schließlich auf den Weg und fahren an die nächst beste Esso.

Gut, dass das Wörterbuch weiß, dass Super "four star" genannt wird. Gut, dass ich mal gelesen habe, dass man in England die ganze Zeit den Hebel gedrückt halten muss. Solches Wissen spart Zeit. Und einen so niedrigen Betrag werde ich für einen randvollen Tank selten zahlen, obwohl das Benzin teuer ist.

Der Weg von Sheffield gen Süden verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Je näher London rückt, desto voller wird der M1. Bei Luton legen wir - wie schon auf der Hinfahrt - eine Pause ein. Auch hier lassen wir ein paar Pence. Der Verkehr auf dem M25 schließlich ist zwar dicht, aber fließend. Inzwischen ist es auch stockdunkel. Bei Canterbury gerate ich noch einmal ins Schwitzen, da ich mein Auto durch eine enge Baustelle auf der rechten (= Überhol)Spur manövrieren muss.

Und - welch Wunder - je weiter wir uns von London entfernen, desto leerer wird die Straße. Den Fährhafen erreichen wir beinahe zwei Stunden zu früh, leichter Nebel liegt über den Kaianlagen. Nach dem Einchecken werden wir in eine separate Halle gewunken, das Tor wird hinter uns geschlossen. Wir rechnen mit einer Komplettdurchsuchung, Zeit genug wäre ja. 

Wir werden aber nur kurz interviewt. Im Gegensatz zur Hinfahrt in Calais muss ich nicht mal den Kofferraum aufmachen. Wir bejahen, dass wir unser Gepäck selbst gepackt haben und verneinen, dass wir für Dritte etwas mitnehmen. Das ist zwar eine Lüge, Mirco hat uns einen Berg Zeitschriften mitgegeben, erspart aber lange Erklärungen.

Da wir immer noch eine gute Stunde bis zum Boarding haben, stöbern wir im definitiv letzten britischen Laden, kaufen noch Zeitschriften. Beim Boarding trifft mich der Schlag: Ich fahre zum fünften Mal über den Kanal, zum dritten Mal ist es dieser Seelenverkäufer POSL Kent, während nebenan die beinahe luxuriöse POSL Aquitaine, die ich von meiner ersten Rückfahrt kenne, vor sich hin dümpelt.

Die Überfahrt verläuft problemlos. Die beiden anderen dösen fast die ganze Fahrt über, ich bin zu aufgedreht und laufe an Bord hin und her, zwischendurch immer wieder aufs Freideck.

In Calais angekommen, dürfen wir den Fährhafen nur durch ein Ameisensäure-Becken verlassen. Ein kurzer Aufenthalt zur Erfrischung und dann noch zur Tanke, bevor es auf die letzte Etappe geht. Wieder die gleiche wie auf der Hinfahrt. Wieder per Vorkasse bezahlen und gegen Mitternacht MEZ sind wir dann mit randvollem Tank auf der Autobahn.

 
Montag, 05.03.2001

Noch fahre ich, während Stefan ruht. Kein Kilometerchen schneller als Tempo 120, um Benzin zu sparen. Auf den leeren Autobahnen in Flandern ist das problemlos möglich. Der Motor schnurrt, ich muss mich mühsam wach halten, da ich beinahe keinen Bezugspunkt habe. Bei Brügge wechseln wir schließlich. Ich unterhalte mich noch eine Zeit mit Stefan (von Jutta haben wir seit Calais kaum ein Wort gehört) und döse schließlich weg.

Mit einem Mal spüre ich einen Schlag gegen den Arm. Stefan fragt, wie er bei Brüssel fahren muss und noch bevor ich zu Wort komme, sind wir mitten in Europas Kapitale. Wir haben tatsächlich das Abbiegen verpasst. Irgendwann finden wir die Autobahn wieder und da Stefan kein bisschen müde ist, setzen wir die Reise über leere belgische (normal) und leere NRW-Autobahnen (selten) fort.

Bei Unna übernehme ich wieder das Steuer. Und das ist gut so. Ich kenne mein Auto (es hat keine Tankwarnleuchte). Stefan wäre bei dem Stand der Nadel längst tanken gefahren. Alle zehn Minuten bittet er mich, an die nächste Tankstelle zu fahren. Wir haben inzwischen Kassel erreicht und die Nadel ist fast unten. Letztlich habe ich in Melsungen noch 2 Liter im Tank und einen mit den Nerven fertigen Beifahrer.

Ich liefere Jutta und Stefan noch bei ihren Eltern ab und falle letztlich um halb acht morgens hundemüde ins Bett...

*** THE END ***

 
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Erstellt am: 07.07.2002
Letzte Änderung: 11.08.2004