Mittwoch, 13. Oktober: Blois - Amboise - Vannes

Hm. Irgendwie war heute morgen wie gestern morgen. Der Tag begann wieder mit einem reichhaltigen Frühstück. Die kleine Einschränkung beim Fleisch war wieder der Schinken, der wie Formfleischschinken aussah… Dafür gab es heute Fruchtjoghurt und zusätzlich Müsli. Hotelketten eben. Wichtiger ist aber das saubere, bequeme Zimmer.

Nach dem Frühstück habe ich dann ausgecheckt, um mir die Innenstadt anzusehen. Dabei bin ich streckenweise in besonderen Fußstapfen gewandelt, nämlich in meinen eigenen. Ich gebe zu, es sind keine großen Fußstapfen, und sie sind schon ein wenig verblasst.

Vor elf Jahren war ich schon einmal in der Innenstadt von Blois. Diese habe ich mir heute etwas ausführlicher angeschaut als damals. Es ist ein Gewirr von Gassen, die sich alle auf irgendeine Weise ähneln. Einige sind als Fußgängerzone ausgelegt, andere nicht. Für einen ausgedehnten Einkaufsbummel ist Blois gut geeignet, denn es sind keine weiten Wege und die Auswahl an Läden ist groß.

Ein Sohn der Stadt hat Verbindungen nach Nordhessen. Denis Papin, der Erfinder das Dampfkochtopfes, wurde in Blois geboren. Als Hugenotte floh er aus Frankreich. Der Landgraf von Hessen-Kassel gewährte ihm Asyl und er konnte in Ruhe seiner Arbeit nachgehen, wobei er unter anderem bei der Entwicklung der Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe involviert war.

Auch in Blois habe ich mir die Kathedrale angesehen. Diesmal, im Gegensatz zum letzten Mal, störten nicht so viele Renovierungsarbeiten die Ruhe. Für das Schloss blieb leider keine Zeit. Am Abend wollte ich endlich in Vannes eintreffen, und so musste ich irgendwo Abstriche manchen.

Das gibt mir aber den Grund, Blois wieder einmal zu besuchen, denn vor elf Jahren war das Schloss wegen Renovierungsarbeiten nur eingeschränkt zugänglich, was mir damals das Geld nicht wert war. Ach ja: Leider habe ich die Drachenaufführung verpasst, die mehrmals am Tag am Haus der Magie stattfindet.

Mittags saß ich dann im Auto, um immer am Ufer der Loire entlang nach Amboise zu fahren. Amboise, eine Stadt in der Größe Melsungens, ist eine wunderschöne Stadt in der Nähe von Tours, die zu beiden Seiten der Loire liegt, und dazu noch einen Stadtteil auf einer Loire-Insel hat.

Die Silhouette wird eindeutig vom Schloss überragt. Das kann man nicht beschreiben, das muss man gesehen haben. In der kleinen Kapelle am Schloss wurde Leonardo da Vinci beigesetzt. Ein Besuch des Schlosses lohnt sich auf alle Fälle.

Eigentlich wollte ich danach noch das Herrenhaus besichtigen, in dem Leonardo da Vinci 1519 starb. Darauf habe ich wegen der fortgeschrittenen Zeit verzichtet. Aber das kann ich ja nachholen, wenn ich wieder mal in Blois zu Besuch sein sollte und mir dann endlich das dortige Schloss ansehe.

Dreieinhalb Stunden durch den Nordwesten Frankreichs standen an. Aus irgendwelchen Gründen war das Navi der Ansicht, der kürzeste Weg zur Autobahn führt durch eine Trabantenstadt in den Außenbezirken von Tours. Egal, da musste ich durch.

Außer rund um Angers und Nantes waren die Autobahnen einfach nur leer. Wieder nur stupide eine Geschwindigkeit fahren, führt echt zu Schmerzen im Bein. Abwechslung brachten lediglich die Mautstellen sowie zwei Streckenabschnitte mit nur einer Richtungsfahrbahn, aus Platzgründen…

Nach Nantes ging es noch 100 km auf einer vierspurigen Nationalstraße über Land. Kurz vor sieben kam ich endlich an. Die Wiedersehensfreude mit Moulineufs war groß. Und: Welch schönes Gefühl, endlich wieder stehen zu können. Estelle und Laurent fingen gleich nach einem leckeren Abendessen an, mich wegen der Touren zu beraten.

Ich habe gerade die Feinplanung hinter mir und schreibe nur noch den Bericht fertig, bevor es ins Bett geht. Morgen geht es dann ein Stück weiter nach Westen. Mal sehen, was der Tag bringen wird. Sicher ist nur, dass es landschaftlich und kulturell reizvoll sein wird .