Eine Reise in die Bretagne
 
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Donnerstag, 21.Oktober: Dreux und Heimreise

Geschrieben in Vernouillet

Ich bin tatsächlich schon auf der Heimreise. Die Eindrücke der letzten zehn Tage sind alle noch so frisch und wirken doch schon so entfernt.

Gestern standen mir kurz hinter Vannes tatsächlich noch eine ganze Zeit lang die Tränen in den Augen. Nach der Verabschiedung haben wir noch ein paar Minuten geredet, dann sagte ich, dass ich mich nun ins Auto setzen müsste, um nicht zu heulen anzufangen. Letzter Blick zurück. Und nur ein paar Minuten später kam alles wieder hoch.

Dieses Gefühl wurde dann aber von der Sorge ums Benzin verdrängt. Sie stellte sich letztlich als unbegründet heraus. In den wenigen Stunden nach den 14-Uhr-Nachrichten, die noch nicht besonders beruhigend waren, hatte sich das Bild an den Tankstellen schon sehr umgekehrt. Gleich beim ersten Versuch (die dritte Tanke insgesamt seit Vannes) hatte ich Glück. Sie war geöffnet und führte alle Kraftstoffe.

Der Schock über den Preis (1,47 € pro Liter) wich einem Grinsen. Nach 180 km musste ich nur 11 Liter nachtanken, bin also mit unter sechs Litern im Schnitt gefahren. Belgien (Lüttich!) rückte somit ein ganzes Stück näher. Daher habe ich mir für den Rest der Strecke Tempo 110 als Richtgeschwindigkeit ausgesucht. Kurz nach acht fuhr ich bei Chartres von der Autobahn runter, eine halbe Stunde später erreichte ich Vernouillet.

Vernouillet ist die Nachbargemeinde von Dreux, in der Guillaume wohnt, und gleichzeitig die Partnerstadt von Felsberg. Die Straße konnte ich ganz einfach finden, mit der Wohnanlage gestaltete es sich dann eher als schwierig. Aber letztlich klappte alles. Guillaume wohnt in einer kleinen Anlage für Auszubildende und Studenten, weil die Miete und die Verlehrslage günstig sind.

Am Abend hatten wir noch nicht viel Zeit über die gemeinsame Vergangenheit zu sprechen. Guillaumes Nachbar Roberto war zu Gast, und mit ihm entwickelte sich eine interessante Diskussion über die französische Politik, die zur gegenwärtigen Situation geführt hat. Also alles in allem ein sehr gelungener Abend.

Zum ersten Mal nach Blois habe ich wieder ein Kapitel in meiner Reiselektüre gelesen und bin darüber beinahe eingeschlafen. Aber mir ist aufgefallen, von wo ich den Schreibstil der letzten Tage habe. Danke, Bill Bryson.

Heute morgen wache ich auf und sehe mein Auto von Raureif überzogen. Der Herbst rückt näher. Gleich gibt es Frühstück, der Tee brüht gerade. Danach machen wir noch eine Runde durch Dreux, bevor die tatsächlich letzte Etappe meiner Reise anbricht. Heute ist wirklich schon Tag 11. Wahnsinn.

Geschrieben in Melsungen

In den letzten 11 Jahren hat sich in Dreux viel getan. Und doch habe ich vieles wiedererkannt, Orte, mit denen Erinnerungen zusammenhängen. Das Tourniquet, wo wir Austauschschüler am Tag nach meinem 16. Geburtstag von der Polizei gefilzt wurden, ist heute allerdings heute ein Dönerrestaurant…

Nach der Reise in die Vergangenheit sind wir nochmal zurück zu Guillaume gefahren, um einander Fotos der Familien zu zeigen. Leider schritt die Uhr unaufhörlich fort. Kurz vor zwölf setzte ich mich ins Auto. Wir beide hoffen, dass es bis zum nächsten Wiedersehen nicht wieder elf Jahre dauern wird.

Die letzte Tankstelle in Dreux, an der ich vorbeifuhr, bestärkte mich noch einmal in der Entscheidung, die ungeliebte Nordroute über Belgien mit weniger Kilometern in Frankreich zu wählen. Bis in die Ile-de-France flossen die Kilometer nur so dahin, teils auf bekannter Strecke, teils auf neu gebauten Schnellstraßen. Im Bereich Versailles wurde der Verkehr dicht wie gewohnt. Ein Teil der Strecke führte über meinen Arbeitsweg während des Betriebspraktikums im Frühjahr 1999.

Ausgangs des Tunnels unter dem Park von St. Cloud sah ich nach acht Jahren wieder den Eiffelturm. Dann ging es schon auf den Boulevard Périphérique. Dichter Verkehr, aber flüssig, wie gewohnt, und das ging so bis zum Flughafen Charles-de-Gaulle. Danach entspannte sich die Lage bis zur belgischen Grenze. Je näher Belgien kam, desto hektischer wurde es auf der Straße.

Belgien. Sie sind gute Bierbrauer, sie stellen leckere Schokolade her. Aber der Straßenverkehr in Belgien... Überall Müll am Straßenrand, löcheriger Asphalt und kein Mensch hält Abstand, weniger als in Deutschland. Ein vollständig anderes Fahren als in Frankreich. Irgendwo bei Charleroi dann 45 Minuten Stau – knappe drei Kilometer nur. Später, Richtung Lüttich, zeigten sich die negativen Folgen eines LKW-Überholverbots, eine Kolonne, die zu überholen gute vier Minuten in Anspruch nahm.

Immer wieder der Blick auf die Tankuhr. Ganz langsam wurde es weniger im Tank. Ich war mir sicher, bis Aachener Land oder sogar Frechen zu kommen. Als es dann aber in der langen Steigung hinter Lüttich dann auf einmal einen Ruck der Tanknadel gab, habe ich doch noch in Belgien getankt – sauteuer und unnötig. Obwohl ich schon 50 km auf Reserve fuhr, hätte der Sprit aus der Bretagne bis Köln gereicht.

Der letzte Abschnitt ab der belgisch-deutschen Grenze dauerte nochmal mehr als dreieinhalb Stunden. Am Kölner Ring ging es in einer Baustelle nur sehr langsam voran. Dann ein (zeitlich) langer Stau zwischen Wermelskirchen und Remscheid und kurz hinter Wuppertal eine weitere Dreiviertelstunde. Danach lief es flüssig bis in die Heimat. Jetzt sitze ich hier und schreibe die letzten Zeilen, bevor ich auspacke und alles noch einmal für mich Revue passieren lasse.

 
Der Tag in Bildern
 
Place Mésirard Alte Markthalle Chapelle Royale Erinnerungen an früher Die Blaise
Der Beffroi (Belfried) Kirche St. Pierre Die alte Ausstellungshalle Grande Rue Maurice Viollette Grande Rue Maurice Viollette
Erinnerungen an früher Auf Wiedersehen, Dreux! Die Ile-de-France ist erreicht Kurz hinter Versailles Tunnel von St. Cloud
Die Seine und der Eiffelturm Paris ist erreicht Das Kongresszentrum Stade de France in St. Denis Kathedrale von St. Denis
(siehe 11. Oktober und Kirchen)
Autobahndreieck in der Picardie Die letzte Mautstelle Belgische Grenze Umgebung von Charleroi Kölner Dom
 
 
Rheinbrücke Leverkusen Wieder in der Heimat    
 
 
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Erstellt am: 10.10.2010
Letzte Änderung: 24.12.2010