Eine Reise in die Bretagne
 
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Montag, 18. Oktober: Saint Nazaire - La Baule-Escoublac - Guérande

Zweistellige Plusgrade! Jawohl, hier ist es noch warm. Wenn man so die Nachrichten aus der Heimat hört, aber hier ist ja dafür noch die Stimmung aufgeheizt.

Heute ging es in einen Teil Frankreichs, der historisch zur Bretagne gehört, aber verwaltungstechnisch nach dem Krieg von der Bretagne abgetrennt wurde, das Departement Loire-Atlantique, genauer gesagt: Auf die Halbinsel Guérande.

Mein erstes Ziel war Saint Nazaire. Saint Nazaire ist vielen von euch möglicherweise als Entstehungsort der Queen Mary 2 bekannt. Ich stellte mein Auto im Zentrum ab und machte mich auf den Weg zur Touristinformation. Dort wollte ich mich erkundigen, der Besuch welcher Ausstellung am interessantesten ist. Mit einer Besichtigung der Werft, die die QM2 gebaut hat, habe ich nicht gerechnet, weil man sich lange vorher anmelden muss. Dass aber gar nichts ging, konnte ich gestern abend dem Internet nicht entnehmen.

Am Montag sind alle zentral angebotenen Ausstellungen geschlossen, sei es das Marinemuseum, sei es die Geschichte des modernen Saint Nazaire. Selbst die Touristinfo ist generell montags nicht besetzt. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich nichts gesehen habe.

Schon wieder muss Kassel als Vergleich herhalten: Saint Nazaire war im Krieg Standort einer großen deutschen U-Boot-Basis. Da die Alliierten den Hochbunker, in dem die deutschen Boote standen, nicht zerstören konnten, sorgten sie ringsum für verbrannte Erde. Bis auf ein Viertel, den Hochbunker und den Bahnhof war die Stadt bei Kriegsende restlos zerstört. Sie war auch die letzte Stadt, die zurückerobert wurde. Nach dem Krieg folgte der Neuaufbau dem Zeitgeist entsprechend, und man nutzte die Gelegenheit, alle Straßen auf einem Schachbrettraster neu anzulegen.

Das ist nicht schön, und die Stadtoberen waren nicht glücklich. Seit 20 Jahren bemühen sich die Stadtplaner um Schadensbegrenzung durch Setzung neuer Akzente, teilweise durch Brechen der Sichtachsen, vor allem aber durch Einbeziehung des Hafengebiets und des Hochbunkers ins städtische Leben.

Die heute geschlossenen Museen sind in und um den Hochbunker angelegt, und auch die Touristinfo befindet sich dort ebenerdig. Das Dach ist über eine Rampe begehbar, wovon ich Gebrauch machte. Man hat einen Blick über die Stadt (nicht schön), das Hafenviertel (wie Hafenviertel halt so sind) und die Loire-Mündung (schön).

Einen ganz kurzen Zwischenstopp habe ich im Badeort La Baule-Escoublac gemacht. Schön dort sind der Strand (9 km) und die wunderschönen kleinen (Ferien)Häuser im Hinterland. Potthässlich dagegen ist die Strandpromenade. Eine Betonburg reiht sich an die nächste, nur ganz selten mal von alten Häusern unterbrochen. Auch die Autos sind reichlich schnell unterwegs. Also habe ich mich nicht lang aufgehalten, zumal im Hinterland viele Straßen jetzt in der Nebensaion ausgebessert werden.

Zur rechten Zeit am rechten Ort war ich in den Salzsümpfen von Guérande. An zwei Orten in Frankreich, Noirmoutier und Guérande, wird auf handwerkliche Art seit 2000 Jahren beinahe unverändert Meersalz gewonnen. Nachdem das Handwerk lange brach lag, weil industriell hergestelltes Salz den Markt dominierte, besann man sich vor etwa 30 Jahren und gründete eine Kooperative, die dieses interessante Handwerk pflegt, fördert und vor allem die Vermarktung der Produkte vornimmt.

Der Zentrale, wo das Salz verarbeitet wird, hat man ein Besucherzentrum angegliedert. Dort kann man einerseits eine Ausstellung mit Film über die Salzgewinnung besuchen, andererseits ist es möglich, an einem geführten Rundgang durch die Sümpfe teilzunehmen. In der Hauptsaison gibt es davon Rundgänge zu verschiedenen Themen, in der Nebensaison ist man schon eher eingeschränkt.

Ich hatte das unwahrscheinliche Glück, einziger Interessent an der 90-Minuten-Runde zu sein. Die Führerin stellte sich mit ihrer Sprechgeschwindigkeit auf mich ein, ich konnte jederzeit Fragen stellen, und so war alles zu verstehen. Eine Knochenarbeit, die unheimlich viel Spaß macht, so kann man es zusammenfassen. Mit einer ausführlichen Beschreibung des Handwerks würde ich euch nur langweilen.

Nach gut drei Stunden dort habe ich mir noch den historischen Stadtkern von Guérande angeschaut. Die Stadtmauer mit allen Toren ist noch komplett erhalten. Lediglich ein Teil des Wallgrabens wurde zugeschüttet. Es gibt einen umlaufenden Fußweg (1,3 km lang), der von den Einheimischen zum Joggen genutzt wird. Zwei Joggerinnen sind mir während meiner einen Runde drei- oder viermal begegnet.

Innerhalb der Mauern könnte man sich fühlen als wäre die Zeit stehengeblieben, wenn nicht die (wenigen) Autos wären. Kleine, enge Gassen, umgeben von alten Häusern drängen sich eng aneinander. Besonders an den Patrizierhäusern lässt sich die Entwicklung der Baustile ablesen.

Aber auch der schönste Tag geht einmal zuende. Da es sich in diesen Tagen in Frankreich schwierig gestaltet, eine Tankstelle zu finden, die Benzin führt, musste ich auf der Rückfahrt noch beide Augen offenhalten. Wie es der Zufall wollte, die fünfte oder sechste Tankstelle nach Guérande war die Total, wo ich Mittwoch schon getankt hatte, und sie hatte noch genau den Kraftstoff, den ich brauchte, Super 95. Ich habe also so viel Bezin in den Tank gedrückt, wie es nur irgendwie möglich war und bin langsam (Tempo 90) nach Vannes zurückgefahren. Ich kann euch also wahlweise beruhigen bzw. beunruhigen. Ich komme nach Hause.

 
Der Tag in Bildern
 
Avenue de la République ehemalige U-Boot-Basis ehemalige U-Boot-Basis ehemalige U-Boot-Basis Die Reise der Meerjungfrau
Esplanade des Antilles ehemalige U-Boot-Basis ehemalige U-Boot-Basis ehemalige U-Boot-Basis Werft "Les Chantiers
de l'Atlantique"
Pont St. Nazaire über die
Loire-Mündung
Einkaufszentrum Ruban Bleu Fußgängerzone,
Le Paquebot
La Baule, Rathaus La Baule, Rathaus
Strand von La Baule Strand von La Baule Strand von La Baule La Baule, Strandpromenade La Baule, Strandpromenade
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Le Pouliguen
La Baule, Strandpromenade Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel
Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel Kooperative und Ausstellung
Terre de Sel
Guérande, Terre de Sel
Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel Guérande, Terre de Sel Landzunge Pen Bron
(La Turbaille)
Landzunge Pen Bron
(La Turbaille)
Guérande, Stadtmauer Guérande, Stadtmauer Guérande, Stadtmauer Guérande, Stadtmauer Guérande, Haupttor
Guérande, historisches Zentrum Guérande, historisches Zentrum Guérande, historisches Zentrum Guérande, historisches Zentrum Brücke über die Vilaine
in Morbihan
 
 
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Erstellt am: 10.10.2010
Letzte Änderung: 24.12.2010