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Donnerstag, 14. Oktober: Quiberon - Carnac - Auray Der erste volle Tag in der Bretagne und ich verschlafe. Eigentlich war es so gedacht, dass ich vom Lärm der Kinder, die sich für die Schule vorbereiten, geweckt werde und dann gemütlich aufstehe. Ich habe sie nicht gehört... So habe ich mich, gut erholt, dann erst um halb neun aus dem Bett gewälzt. Den Tag kann man eigentlich mit einem Wort, großartig, zusammenfassen, aber das wäre nun wirklich eine zu kurze Beschreibung. Das erste Ziel des Tages war die Halbinsel Quiberon. Wäre ich rechtzeitig am Hafen gewesen, hätte ich möglicherweise eine Fähre genommen, um zu einer der in der Nähe liegenden Inseln (Belle Ile, Houat oder Hoëdic) überzusetzen. Das habe ich leider nicht geschafft. So habe ich das Auto abgestellt, das Navi ausgeschaltet (und für den Rest des Tages nicht wieder eingeschaltet) und habe mich zu Fuß auf den Weg gemacht, die Stadt Quiberon zu erkunden. Recht schnell war ich an der Uferpromenade und am Strand (absolut menschenleer). Da die Innenstadt wegen der Nebensaison eher tot als lebendig ist, habe ich mich gar nicht lang aufgehalten. Im Westen der Halbinsel verläuft die Côte Sauvage (wilde Küste), eine Steilküste mit starker Brandung, viel Wind und – ganz wichtig – einem Küstenwanderweg. Es ist ein Naturerlebnis ohne Gleichen, mir fehlen die Worte. So ging ich denn gute drei Kilometer (die Hälfte der Strecke) meines Weges, bevor ich zurück ins Städtchen abbog. Zwar habe ich noch zwei Einkaufsstraßen gefunden, diese waren aber wirklich nicht spannend, Nebensaison eben. Mit dem Auto bin ich dann Richtung Ostküste gefahren, immer noch innerhalb von Quiberon. Der Ort ist zwar nicht groß, verteilt sich aber enorm in die Fläche. Schaut euch einfach mal Satellitenaufnahmen an. Hier und da habe ich für kurze Strandspaziergänge gestoppt. Danach ging es wieder zur Steilküste, wieder mit dem Auto und wieder mit kurzen Stopps. Auf einem der Parkplätze entstand kurz eine (rhein)hessische Kolonie. Soweit entfernt von zuhause und doch Menschen aus demselben Bundesland. Das zweite Tagesziel war Carnac. Carnac ist einer der berühmtesten Orte der Bretagne, wo man die größte Ansammlung von Menhiren findet. Zu meinem Glück ist Nebensaison. Zwei der Felder darf man frei betreten, was im Sommer nicht gestattet ist. Ich muss zugeben, auch wenn es „nur“ Steine sind, beladen mit dem geschichtlichen Hintergrund, es übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Den Besuch wollte ich im Naturhistorischen Museum abrunden. Das fiel aus, weil ich über eine Stunde laut der netten Dame am Kartenschalter gebraucht hätte, das Museum aber nur noch eine halbe Stunde offen war. Meinen Hunger wollte ich in Carnac stillen. Ein schwieriges Unterfangen (Nebensaison!!!). So fuhr ich weiter nach La Trinité sur Mer. Im Sommer ein pulsierendes Städtchen, war es heute wie ausgestorben (Nebensaison!!!). Kaum ein Laden oder Restaurant hatte geöffnert. Das Wahrzeichen ist der riesige Jachthafen, in dem auch im Herbst eine Menge Boote vor Anker liegen. Am meisten von Touristen umstanden war ein Trimaran der Rothschild-Gruppe. Das letzte Ziel lag wieder ein Stück im Landesinneren. Die Stadt Auray hat den Gedanken, wie man Besuchern die eigene Geschichte spannend nahebringt, sehr gut ausgearbeitet. Im Boden sind kleine Plaketten eingelassen. Diese Plaketten beschreiben einen Weg durch die Innenstadt, auf dem man alle Sehenswürdigkeiten abgehen kann. Das ist ihm Prinzip wie eine Schnitzeljagd. Der Weg führte dabei auch zu einem kleinen Jachthafen am Fluss Loc‘h. Hier habe ich mal wieder historischen Boden betreten. Ein gewisser Benjamin Franklin ging hier im Dezember 1776 an Land, um mit der französischen Regierung wegen Unterstützung im Unabhängigkeitskrieg zu verhandeln. Das war dann nach zehn Stunden ein schöner Tagesabschluss. Heute war übrigens der erste Tag, der nicht durchgängig sonnig war. Erst nachmittags gegen vier klarte es auf. Davor die Tage waren teilweise (für Oktober) sonnig und warm. Seit ich in Frankreich bin, hat der Wind immer in einer gewissen Stärke geblasen. Heute war es auch so, aber er kam aus, gefühlt, allen Richtungen. Es hat außerdem eine gute Viertelstunde genieselt. Mal ist es mit Jacke zu warm, mal zu kalt, aber nie ist es unangenehm. |
Erstellt am: 10.10.2010
Letzte Änderung: 20.12.2010 |
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